Schöne Aussichten
Da nun die Nachricht über das Ende des Tropi-Clubs veröffentlicht wurde, bekam auch ich viele Nachrichten. Viele Leute verbinden das Tropi immer noch mit mir, obwohl ich schon seit Ende 2015 nicht mehr dort bin. Richtig ist, dass ich nach meinen über 13 Jahren in der Sound-Factory dann von 2011 bis 2014 das Tropi komplett renovierte und dort sehr erfolgreich meine regelmäßigen Samstagsveranstaltungen weiter durchführte. Anfang 2015 erfolgte im Hintergrund dann ein Betreiberwechsel und auch ich setze große Hoffnung in die neue Konstellation. Leider erfüllten sich diese in vielerlei Hinsicht nicht. Es gab schon in den ersten Monaten wieder interne Wechsel in der Betreiberkonstellation und schon kurz nach einem eigentlich guten Start im April 2015 lief es dann nicht mehr rund. Meiner Meinung nach lag es auch an zu vielen verschiedenen und am Markt nicht durchsetzbaren Ansichten wie ab damals die zukünftigen Veranstaltungen durchgeführt werden sollten. Man hat es dann noch bis Ende 2015 gemeinsam versucht, aber ich habe dann deshalb von meiner Seite ausgehend die Zusammenarbeit beendet. Zeitgleich lag es aber auch daran, dass ich prinzipiell eine starke Veränderung im Ausgehverhalten der Gäste gepaart mit einer negativen Veränderung der gesamten Clubszene wahrnahm und mich deshalb sowieso verändern wollte. Mal abgesehen von den üblichen Kleinigkeiten die jeden Club treffen, wenn vereinzelt Gäste ihre ganz eigene subjektive Ansicht über Music, Djs, Personal und Security kundtun hat jeder Club heute viel größere Probleme. Denn der Club ist längst nicht mehr der Szenetreffpunkt. Shisha Bars, Cocktail Loungen, Food- Erlebnisgastronomie, Kinos mit Spätvorstellungen und überproportional viele Einmalveranstaltungen, Großveranstaltungen und Festivals entziehen dem normalen Club mittlerweile locker mal bis 60 % seiner wöchentlichen Gäste, je nach Konstellation aufeinandertreffender Fremdveranstaltungen. An erster Stelle danach kommt das Smartphone. Mittlerweile ist das zum wichtigsten virtuellen, gleichzeitig aber total anonymen Treffpunkt mutiert und selbst ältere Generationen beschäftigen sich lieber damit als sich irgendwo, geschweige denn in einem Club zu treffen. Die coolen feiernden Cliquen von früher wurden dadurch komplett aufgelöst, man sitzt war noch nebeneinander aber jeder glotzt nur ins Handy. Nicht zuletzt deshalb gibt es mittlerweile ein stetiges weltweites Disco und Clubsterben, insbesondere von Großdiskotheken und Clubs die etwas dezentral liegen. Einigermaßen laufen derzeit nur noch kleine Clubs die sehr zentral an den innerstädtischen Partymeilen oder Hotspots liegen und selbst die füllen sich erst weit nach Mitternacht. Der übrige Gästeanteil tummelt sich derzeit zudem leider lieber auf Festivals und Großveranstaltungen und selbst da genießt kaum mehr jemand die eigentliche Veranstaltung und feiert die Künstler, sondern es werden vielmehr nur mit größter Sorgfalt Selfies und Videos gepostet. So gesehen bedauere ich das Ende des Tropi-Clubs, meine aber, dass dies eben zu einem großen Teil auch eine Folge des beschriebenen Trends ist und das allgemein die Fähigkeit zu feiern durch die eklatante Smartphone Sucht abhandengekommen ist. Der Negativhöhepunkt für alle Clubs wurde erreicht als die Gäste anfingen mitten auf der Tanzfläche im Club lieber auf Instagram oder Facebook Live Selfies und Videos posten, statt zur Music zu feiern und zu tanzen. Aber es geht ja immer irgendwie weiter und es gibt bereits einen kleinen Gegentrend bei dem gleichgesinnte Gäste wieder nach qualitativ guter Music und einem Platz suchen, wo sie wieder einmal den ganzen Abend einfach nur unbeschwert abtanzen können und deshalb habe ich mich als Veranstalter und DJ auch umgestellt, andere Konzepte vorbereitet und bin weiterhin sehr gut nicht nur in ganz Deutschland unterwegs, sondern auch in den USA.